Veröffentlicht am März 15, 2024

Die Wahl der richtigen Immobilie ist keine reine Rendite-Rechnung, sondern ein Abgleich der Management-Anforderungen mit Ihrer persönlichen, operativen Kapazität.

  • Hohe Papier-Renditen bei Gewerbeobjekten können durch intensive Verwaltung und Leerstandsrisiken schnell zur Illusion werden.
  • Ihr verfügbares Zeitbudget ist eine ebenso wichtige Währung wie Ihr Eigenkapital und entscheidet über den Erfolg Ihres Investments.

Empfehlung: Führen Sie eine ehrliche Inventur Ihrer Zeit, Ihrer Fähigkeiten und Ihres Netzwerks durch, bevor Sie auch nur eine einzige Immobilienanzeige ansehen.

Die Entscheidung für das erste Immobilieninvestment fühlt sich oft wie die Quadratur des Kreises an. Sie haben hart für Ihr Eigenkapital zwischen 50.000 und 100.000 Euro gearbeitet und stehen nun vor einer fundamentalen Frage: Soll es die vermeintlich sichere Eigentumswohnung in der Großstadt, das kleine Mehrfamilienhaus mit Skalierungspotenzial oder doch die renditestarke Gewerbeeinheit sein? Die gängigen Ratgeber vereinfachen die Antwort oft auf eine simple Formel: mehr Rendite gleich mehr Risiko. Man rät Ihnen, Ihr Budget zu prüfen, die Lage zu analysieren und Ihr „Risikoprofil“ zu bestimmen – ein oft abstraktes Konzept.

Doch diese Perspektive greift zu kurz und führt viele Erstinvestoren in eine Falle. Sie übersehen den entscheidenden Faktor, der über langfristigen Erfolg oder frustrierendes Scheitern entscheidet. Die Wahrheit ist: Die wichtigste Ressource, die Sie investieren, ist nicht nur Ihr Geld, sondern vor allem Ihre Zeit und Ihre Expertise. Jede Immobilienart hat eine eigene „Management-Intensität“ – einen spezifischen, nicht delegierbaren Aufwand an Kommunikation, Organisation und Problemlösung.

Was also, wenn die wirklich entscheidende Frage nicht lautet: „Welche Immobilie bringt die höchste Rendite?“, sondern: „Zu welcher Immobilie passt meine persönliche operative Kapazität?“ Dieser Artikel verlagert den Fokus von der reinen Finanzmathematik hin zu einer ehrlichen Selbstinventur. Wir werden gemeinsam Ihre wahre „Anleger-DNA“ entschlüsseln, damit Sie eine Entscheidung treffen, die nicht nur auf dem Papier gut aussieht, sondern sich auch in Ihrem Alltag richtig anfühlt und zu nachhaltigem Vermögensaufbau führt.

Dieser Leitfaden ist so strukturiert, dass er Sie Schritt für Schritt von der Dekonstruktion gängiger Mythen bis hin zu konkreten Handlungsanweisungen führt. Entdecken Sie, welche Immobilienart wirklich zu Ihnen als Investor passt.

Warum Gewerbeimmobilien 2% mehr Rendite, aber 40% mehr Risiko haben?

Auf dem Papier wirken Gewerbeimmobilien für Erstinvestoren oft wie eine Abkürzung zum schnellen Vermögensaufbau. Längere Mietverträge, potenziell höhere Mieteinnahmen und die Möglichkeit, Betriebskosten vollständig auf den Mieter umzulegen, zeichnen ein verlockendes Bild. So zeigen aktuelle Marktdaten für München beispielsweise Spitzenrenditen von 4,1 % für Gewerbeimmobilien. Doch diese Zahl ist nur die eine Seite der Medaille. Das oft zitierte „höhere Risiko“ ist kein abstrakter Begriff, sondern manifestiert sich in sehr konkreten, operativen Herausforderungen, die für Anfänger schnell zur Belastungsprobe werden.

Die Management-Intensität einer Gewerbeimmobilie ist ungleich höher. Während bei Wohnraum ein Mieterwechsel meist planbar ist, kann der Ausfall eines einzelnen Gewerbemieters zu 100 % Leerstand und monatelangen Einnahmeausfällen führen. Die Suche nach einem passenden Nachmieter ist komplexer und erfordert spezialisierte Makler. Zudem ist die Abhängigkeit von der allgemeinen Wirtschaftslage direkt spürbar: In einer Rezession sparen Unternehmen zuerst an Büro- oder Ladenflächen.

Ein weiterer, oft unterschätzter Faktor sind die regulatorischen Risiken. Die GEG-Novelle (Gebäudeenergiegesetz), die 2024 in Kraft trat, ist hierfür ein Paradebeispiel. Sie zwingt Eigentümer von Gewerbeimmobilien zu erheblichen Investitionen in die Energieeffizienz und die Umrüstung von Heizungsanlagen. Für einen Anfänger bedeuten solche unvorhergesehenen, aber gesetzlich vorgeschriebenen Sanierungen ein enormes finanzielles und operatives Risiko, das die anfängliche Rendite-Illusion schnell zunichtemachen kann. Das Risiko liegt also nicht nur im Markt, sondern in der Komplexität der Verwaltung und der gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Wie Sie in 5 Schritten den richtigen Immobilientyp für sich bestimmen?

Die richtige Entscheidung basiert nicht auf Bauchgefühl, sondern auf einer strukturierten und ehrlichen Selbstinventur. Anstatt sich von Renditeversprechen leiten zu lassen, sollten Sie Ihre persönliche Anleger-DNA analysieren. Dieser Prozess stellt sicher, dass Ihre erste Kapitalanlage zu Ihrem Leben passt und nicht umgekehrt. Die folgende Matrix hilft Ihnen, die Dimensionen Ihrer Entscheidung zu visualisieren, bevor Sie die konkreten Schritte durchgehen.

Entscheidungsmatrix mit verschiedenen Immobilienarten und Bewertungskriterien wie Risiko, Zeitaufwand und Eigenkapital.

Wie die Grafik andeutet, ist die Auswahl ein mehrdimensionales Problem. Es geht darum, den besten Kompromiss zwischen Ihrem Kapital, Ihrer Zeit, Ihren Fähigkeiten und Ihren Zielen zu finden. Die folgenden fünf Schritte bilden den Kern Ihrer Entscheidungsfindung und helfen Ihnen, Ihre operative Kapazität realistisch einzuschätzen und so den passenden Immobilientyp zu identifizieren.

Ihre persönliche Anleger-DNA: Checkliste in 5 Schritten

  1. Finanzielle Reichweite definieren: Ermitteln Sie Ihr maximales Budget (Eigenkapital plus möglicher Kreditrahmen) und definieren Sie einen Puffer von mindestens 15 % für unvorhergesehene Ausgaben und Sanierungen.
  2. Zeitbudget ehrlich bilanzieren: Wie viele Stunden pro Woche können und wollen Sie realistisch für Mieterkommunikation, Handwerkersuche und Buchhaltung aufwenden? Seien Sie hier brutal ehrlich zu sich selbst.
  3. Know-how & Netzwerk bewerten: Haben Sie bereits handwerkliche Fähigkeiten, juristisches Grundwissen oder Kontakte zu zuverlässigen Handwerkern und Verwaltern? Listen Sie Ihre „Assets“ auf.
  4. Risikotoleranz konkretisieren: Was würde ein Mietausfall von 6 Monaten für Ihre finanzielle Situation bedeuten? Simulieren Sie dieses Stress-Szenario und prüfen Sie Ihre emotionale und finanzielle Belastbarkeit.
  5. Langfristige Ziele festlegen: Dient die Immobilie primär dem Cashflow, der Altersvorsorge oder als erster Schritt zum Aufbau eines großen Portfolios? Ihr Ziel bestimmt die richtige Strategie.

Eigentumswohnung oder kleines Mehrfamilienhaus: Was mit 80.000 € Eigenkapital?

Für Erstinvestoren mit einem soliden Eigenkapital von rund 80.000 Euro kristallisiert sich oft eine zentrale Frage heraus: Soll man auf die Einfachheit einer Eigentumswohnung (ETW) in einer A- oder B-Lage setzen oder den mutigeren Schritt wagen und ein kleines Mehrfamilienhaus (MFH) in einer C-Lage erwerben? Hier prallen die Konzepte der geringen Management-Intensität und des Skalierungspotenzials direkt aufeinander. Grundsätzlich empfehlen Banken, dass 20-30 % des Kaufpreises als Eigenkapital vorhanden sein sollten, was Ihren potenziellen Kaufpreisrahmen definiert.

Die Eigentumswohnung ist der klassische Einstieg. Der Verwaltungsaufwand ist dank der WEG-Verwaltung (Wohnungseigentümergemeinschaft) überschaubar. Instandhaltungen am Gemeinschaftseigentum werden gemeinschaftlich beschlossen und finanziert. Der Nachteil: Sie haben nur begrenzte Kontrolle. Eine schlecht wirtschaftende WEG oder schwierige Miteigentümer können Ihre Pläne durchkreuzen und zu hohen Hausgeldzahlungen führen. Zudem stellt eine einzelne Wohnung ein Klumpenrisiko dar: Fällt der eine Mieter aus, fallen Ihre Einnahmen auf null.

Das kleine Mehrfamilienhaus mit zwei bis drei Einheiten bietet hingegen sofortige Risikostreuung. Der Ausfall eines Mieters wird durch die anderen Einnahmen abgefedert. Sie haben die volle Kontrolle über Instandhaltungsmaßnahmen und die Auswahl der Mieter. Dieser Vorteil hat jedoch seinen Preis: eine deutlich höhere Management-Intensität. Sie sind allein verantwortlich für alles – von der kaputten Heizung im Winter bis zum Streit der Mieter über die Kehrwoche. Dies erfordert ein hohes Maß an operativer Kapazität.

Die folgende Tabelle, basierend auf typischen Marktwerten, verdeutlicht die finanziellen und operativen Unterschiede für einen Investor mit 80.000 € Eigenkapital in Deutschland, wobei die Grunderwerbsteuer je nach Bundesland variiert (hier Beispiel NRW mit 6,5%).

Vergleich: ETW vs. Kleines MFH mit 80.000€ Eigenkapital
Kriterium Eigentumswohnung Kleines Mehrfamilienhaus
Max. Kaufpreis bei 80.000€ EK ca. 400.000€ ca. 320.000€
Grunderwerbsteuer (Beispiel NRW) 26.000€ 20.800€
Kontrolle über Instandhaltung Über WEG-Beschlüsse Vollständige Kontrolle
Verwaltungsaufwand Gering (WEG-Verwaltung) Höher (Selbstverwaltung)
Diversifikation Keine 2-3 Wohneinheiten

Der Fehler, ein 10-Parteien-Haus als Anfänger zu kaufen?

Der Gedanke, als Erstinvestment direkt ein großes Mehrfamilienhaus mit zehn Parteien zu erwerben, kann berauschend sein. Die Vorstellung von zehn monatlichen Mieteinnahmen suggeriert finanzielle Sicherheit und schnelles Wachstum. Doch genau hier lauert die Skalierungsfalle: Der Sprung von null auf zehn zu verwaltende Einheiten ist kein linearer, sondern ein exponentieller Anstieg der Komplexität und des Arbeitsaufwands. Ein solcher Schritt überfordert die operative Kapazität der meisten Anfänger und kann ein vielversprechendes Portfolio ruinieren, bevor es überhaupt gestartet ist.

Die Management-Intensität explodiert. Sie sind nicht mehr nur Vermieter, sondern de facto ein kleines Immobilienunternehmen. Sie müssen sich mit zehn individuellen Mietverträgen, zehn verschiedenen Lebenssituationen und potenziell zehnmal so vielen Problemen auseinandersetzen. Die Koordination von Reparaturen, die Durchführung von Mieterhöhungen nach § 558 BGB und die Erstellung von zehn Nebenkostenabrechnungen werden zu einer Teilzeitbeschäftigung. Die Beauftragung einer professionellen Hausverwaltung scheint die logische Lösung, doch auch diese hat ihren Preis. So zeigen Branchenanalysen, dass die Verwaltungskosten zwischen 20,40 € und 75 € pro Einheit monatlich liegen können. Bei zehn Einheiten sind das bis zu 9.000 Euro pro Jahr, die Ihre Rendite schmälern.

Der psychologische Druck ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Ein einzelner unzufriedener Mieter kann die Stimmung im gesamten Haus vergiften. Rechtliche Auseinandersetzungen, die bei einer größeren Mieterschaft wahrscheinlicher werden, sind zeit- und nervenaufreibend. Das folgende Bild visualisiert das Gefühl der Überforderung, das viele Erstinvestoren erleben, wenn sie die Komplexität eines solchen Objekts unterschätzen.

Ein überforderter Investor steht mit einem dicken Ordner vor einem großen Mehrfamilienhaus und blickt besorgt.

Für einen Anfänger ist es strategisch klüger, mit ein bis drei Einheiten zu starten, die Prozesse zu erlernen, ein Netzwerk aufzubauen und die eigene Belastbarkeit zu testen. Ein 10-Parteien-Haus ist ein exzellentes Ziel für die Zukunft, aber als erster Schritt ist es oft ein Sprung in zu tiefes Wasser.

Wann von Wohnimmobilien zu Gewerbe wechseln: Die 4 Bereitschaftssignale?

Der Wechsel von Wohn- zu Gewerbeimmobilien ist ein bedeutender Schritt in der Entwicklung eines Investors. Er markiert den Übergang von einem eher passiven zu einem deutlich aktiveren Management-Stil. Dieser Schritt sollte nicht aus einer Laune heraus oder nur wegen verlockender Renditezahlen erfolgen, sondern als logische Konsequenz Ihrer gewachsenen operativen Kapazität. Es gibt klare Signale, die anzeigen, dass Sie für diese neue Herausforderung bereit sind. Wenn Sie diese Signale bei sich erkennen, kann der Wechsel strategisch sinnvoll sein.

Der wichtigste Indikator ist die Automatisierung Ihres bestehenden Portfolios. Wenn Ihre aktuellen Wohnimmobilien (z.B. mehrere ETWs oder ein kleines MFH) quasi von selbst laufen, weil Sie standardisierte Prozesse für Mieterwechsel, Reparaturen und Buchhaltung etabliert haben, ist Ihre Management-Kapazität bereit für neue, komplexere Aufgaben. Ein weiterer Punkt ist Ihr Netzwerk. Haben Sie über die Jahre Kontakte zu spezialisierten Anwälten für Gewerbemietrecht, zu Architekten und zu Gewerbemaklern aufgebaut? Ein solches professionelles Netzwerk ist für den Erfolg im Gewerbebereich unabdingbar.

Auch steuerliche Aspekte spielen eine Rolle. Wenn die lineare Abschreibung (AfA) von 2% bei Wohnimmobilien nicht mehr ausreicht, um Ihre Einnahmen steuerlich zu optimieren, bieten Gewerbeimmobilien mit potenziell höheren Abschreibungssätzen neue Gestaltungsmöglichkeiten. Schließlich ist die mentale Bereitschaft entscheidend. Können Sie längere Leerstandsphasen und zähe Vertragsverhandlungen mit professionellen Gegenparteien emotional und finanziell verkraften? Der folgende Plan fasst die entscheidenden Bereitschaftssignale zusammen.

Plan d’action: Êtes-vous prêt pour l’immobilier commercial ?

  1. Signal 1: Saturation fiscale: Votre amortissement linéaire de 2% sur les biens résidentiels n’est plus suffisant pour optimiser fiscalement vos revenus.
  2. Signal 2: Réseau professionnel établi: Vous disposez de contacts fiables parmi les avocats en droit commercial, les architectes et les courtiers spécialisés.
  3. Signal 3: Portefeuille existant automatisé: La gestion de vos biens résidentiels est systématisée et ne requiert que peu de votre temps opérationnel.
  4. Signal 4: Tolérance au risque accrue: Vous êtes mentalement et financièrement préparé à faire face à des périodes de vacance plus longues et à des négociations contractuelles complexes.

10 Positionen oder 50 Positionen: Was für 200.000 € Portfolio?

Sobald Sie Ihr erstes Investment getätigt und Erfahrungen gesammelt haben, stellt sich die nächste strategische Frage: Wie diversifiziere ich mein Portfolio? Auch wenn ein Portfolio von 200.000 Euro für einen Erstinvestor noch in der Zukunft liegen mag, ist das Verständnis der zugrundeliegenden Prinzipien – Konzentration vs. Diversifikation – entscheidend für die langfristige Planung. Es geht um die Abwägung zwischen Effizienz und Risikostreuung.

Eine konzentrierte Strategie, z.B. der Kauf eines einzigen Mehrfamilienhauses für 200.000 Euro in einer B-Stadt, bietet operative Vorteile. Der Verwaltungsaufwand ist zentralisiert, die Finanzierung kann oft über ein einziges Portfolio-Darlehen gebündelt werden und Sie können sich tiefgehendes Wissen über einen einzigen Standort aneignen. Der Nachteil ist ein signifikantes Standortrisiko. Negative lokale Entwicklungen (z.B. der Wegzug eines großen Arbeitgebers) können den Wert Ihres gesamten Portfolios treffen. Die breit diversifizierte Strategie, z.B. der Kauf von fünf Eigentumswohnungen in verschiedenen A-Städten, streut dieses Risiko geografisch. Ein Problem an einem Standort wird durch die Performance der anderen ausgeglichen. Dies geht jedoch mit einem höheren Verwaltungsaufwand, dezentraler Organisation und der Notwendigkeit mehrerer separater Finanzierungen einher.

Die Entscheidung hängt stark von Ihrer Anleger-DNA ab. Ein Investor, der aktive Kontrolle und Effizienz schätzt, neigt eher zur Konzentration. Ein sicherheitsorientierter Anleger bevorzugt die breite Streuung. Wie Marc Sahling, Vorstandsvorsitzender der Lübke Kelber AG, treffend bemerkt, verbessert sich die Marktlage aktuell, was beide Strategien wieder attraktiver macht:

Die risikoadjustierte Betrachtung der zu erwartenden Rendite ist in den unterschiedlichen Märkten insgesamt positiver als im vergangenen Jahr.

– Marc Sahling, Vorstandsvorsitzender Lübke Kelber AG

Die folgende Tabelle fasst die Kernunterschiede der beiden Ansätze für ein fortgeschrittenes Portfolio zusammen.

Diversifikationsstrategien für ein 200.000€ Portfolio
Strategie 10 Positionen (konzentriert) 50 Positionen (diversifiziert)
Typische Aufteilung 1 MFH in B-Stadt 5 ETWs in verschiedenen A-Städten
Verwaltungsaufwand Zentralisiert, effizienter Dezentral, aufwändiger
Finanzierung Ein Portfolio-Ticket möglich 5+ separate Kredite nötig
Risikostreuung Einzelstandort-Risiko Geografisch diversifiziert
Steueroptimierung Verlustverrechnung intern Einzelverkäufe nach 10 Jahren steuerfrei

Wie führe ich eine Marktanalyse in 5 Schritten selbst durch?

Eine fundierte Standort- und Marktanalyse ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die Sie als Immobilieninvestor entwickeln können. Sie ist ein zentraler Bestandteil Ihrer operativen Kapazität und befähigt Sie, gute von schlechten Gelegenheiten zu unterscheiden, unabhängig vom Immobilientyp. Glücklicherweise müssen Sie dafür kein teures Gutachten in Auftrag geben. Mit den richtigen Werkzeugen und einer systematischen Vorgehensweise können Sie eine aussagekräftige Analyse selbst durchführen. Der Schlüssel liegt in der Kombination von harten Daten und qualitativer Vor-Ort-Recherche.

Beginnen Sie mit den frei verfügbaren Daten. Das Statistische Bundesamt (Destatis) liefert Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung, während die regionalen BORIS-Portale die offiziellen Bodenrichtwerte ausweisen – ein entscheidender Indikator für die Preisentwicklung. Ergänzen Sie dies mit den lokalen Mietspiegeln, um die potenziellen Einnahmen realistisch einzuschätzen. Diese Daten bilden Ihr quantitatives Fundament. Aktuelle Marktentwicklungen, wie der vom vdp-Index festgestellte Umstand, dass die Gewerbeimmobilienpreise im Jahresvergleich um 9,6 % sanken, geben Ihnen ein Gefühl für das Makro-Umfeld.

Der zweite, ebenso wichtige Teil ist der qualitative „Kiez-Check“. Besuchen Sie das Viertel zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten. Wie ist die Atmosphäre? Wirkt die Nachbarschaft gepflegt? Welche Infrastruktur (Schulen, Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten) ist vorhanden? Prüfen Sie gleichzeitig die Wettbewerbssituation auf Portalen wie ImmoScout24: Wie viele vergleichbare Objekte sind im Angebot und wie lange bleiben sie online? Vergessen Sie nicht, lokale Regularien wie die Mietpreisbremse oder Milieuschutz-Satzungen zu prüfen, da diese Ihre Rendite direkt beeinflussen können. Die folgende Liste fasst diesen Prozess zusammen.

  • Schritt 1: Quantitative Daten sammeln: Nutzen Sie kostenlose Quellen wie BORIS-Bodenrichtwerte, regionale Mietspiegel und Bevölkerungsprognosen von Destatis.
  • Schritt 2: Qualitative Vor-Ort-Prüfung: Führen Sie einen „Kiez-Check“ durch. Analysieren Sie Infrastruktur, Lärmpegel und das allgemeine Erscheinungsbild zu verschiedenen Tageszeiten.
  • Schritt 3: Regulatorische Rahmenbedingungen prüfen: Informieren Sie sich bei der Stadt oder Gemeinde über Bebauungspläne, Mietpreisbremse und Milieuschutzgebiete.
  • Schritt 4: Wettbewerbsanalyse: Analysieren Sie auf Online-Portalen die Anzahl der Angebote, die durchschnittlichen Preise und die geschätzte Vermarktungsdauer für vergleichbare Objekte.
  • Schritt 5: Synthese und Entscheidung: Fassen Sie alle quantitativen und qualitativen Erkenntnisse zusammen. Entspricht der Standort Ihren langfristigen Zielen und Ihrer Risikobereitschaft?

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wahl des Immobilientyps muss zu Ihrer operativen Kapazität (Zeit, Wissen, Netzwerk) passen, nicht nur zu Ihrem Bankkonto.
  • Versteckte Management-Anforderungen und regulatorische Risiken (z.B. GEG) können die Rendite von Gewerbeimmobilien für Anfänger schnell zunichtemachen.
  • Beginnen Sie mit einer ehrlichen Selbstinventur (Finanzen, Zeit, Know-how, Risikotoleranz), bevor Sie Immobilienangebote prüfen.

Wie verteile ich mein Immobilienvermögen auf mehrere Nutzungsarten gegen Marktrisiken?

Ein diversifiziertes Portfolio ist der beste Schutz gegen unvorhersehbare Marktschwankungen. Während der Erstinvestor sich auf ein Objekt konzentriert, sollte der fortgeschrittene Investor darüber nachdenken, sein Vermögen strategisch auf verschiedene Nutzungsarten zu verteilen. Dies mildert nicht nur Risiken, sondern eröffnet auch unterschiedliche Quellen für Rendite und steuerliche Vorteile. Das Ziel ist es, ein robustes Portfolio zu schaffen, das in verschiedenen Wirtschaftszyklen stabil bleibt.

Eine bewährte Strategie ist die Kombination von sicherheits- und renditeorientierten Anlagen. Das sogenannte „konservative Beamten-Portfolio“ ist hierfür ein gutes Beispiel: Es könnte aus 70 % selbstgenutztem Wohneigentum (als sichere Basis), 20 % einer vermieteten Eigentumswohnung in einer stabilen Universitätsstadt (für stetigen Cashflow) und 10 % in einem Pflegeimmobilienfonds bestehen. Pflegeimmobilien bieten demografiesichere Renditen durch extrem lange Pachtverträge (oft 20-25 Jahre) und eine wachsende Nachfrage, was sie zu einem stabilisierenden Element macht.

Für Anleger in hohen Steuerklassen kann die Beimischung von Denkmalschutzimmobilien sinnvoll sein. Diese ermöglichen durch die Sonder-AfA (Abschreibung für Abnutzung) erhebliche Steuervorteile, die die anfänglich oft niedrigere Mietrendite überkompensieren. Die Kunst der Diversifikation besteht darin, eine Mischung zu finden, die zur eigenen, weiterentwickelten Anleger-DNA passt. Es geht darum, nicht alles auf eine Karte zu setzen – weder auf eine einzelne Immobilie noch auf eine einzelne Nutzungsart. So kann man von verschiedenen Marktsegmenten profitieren und gleichzeitig das Gesamtrisiko des Portfolios senken.

Nachdem Sie nun die strategischen Überlegungen hinter der Wahl des richtigen Immobilientyps und dem Aufbau eines diversifizierten Portfolios verstanden haben, ist der nächste logische Schritt die Umsetzung. Beginnen Sie mit einer detaillierten Analyse Ihrer persönlichen Situation und nutzen Sie dieses Wissen, um gezielt nach Objekten zu suchen, die wirklich zu Ihnen passen.

Geschrieben von Julia Hoffmann, Julia Hoffmann ist zertifizierte Immobiliensachverständige (IHK) und Immobilieninvestorin mit 14 Jahren Erfahrung im Aufbau und der Verwaltung diversifizierter Immobilienportfolios in deutschen Ballungsräumen. Sie betreut als selbstständige Beraterin mittelständische Investoren beim strategischen Aufbau von Wohn- und Gewerbeimmobilien-Portfolios mit einem Schwerpunkt auf Renditeoptimierung und Risikominimierung. Julia hat selbst ein Portfolio von 18 Wohneinheiten und 3 Gewerbeimmobilien aufgebaut.