
Die Platzierung in renommierten Medien ohne teure Agentur gelingt, indem Sie sich vom Bittsteller zum unverzichtbaren Informations-Zulieferer für Journalisten wandeln.
- Authentizität schlägt Budget: Die persönliche Leidenschaft des Geschäftsführers ist ein Glaubwürdigkeitsvorteil, den keine Agentur kaufen kann.
- System statt Zufall: Erfolgreiche Pressearbeit ist ein strategischer Prozess, der auf Relevanz für die Zielgruppe des Mediums und nicht auf Werbebotschaften basiert.
Empfehlung: Konzentrieren Sie sich darauf, aus einer einzigen starken Veröffentlichung durch strategische Zweitverwertung mindestens zehn weitere Kontaktpunkte zu schaffen.
Als Geschäftsführer eines deutschen KMU kennen Sie den Spagat: Sie wollen die Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit, die Medienberichte bringen, scheuen aber die monatlichen Kosten von 5.000 € oder mehr für eine PR-Agentur. Viele versuchen es dann auf eigene Faust, versenden Pressemitteilungen und hoffen auf das Beste – meist mit frustrierend geringer Resonanz. Man hört Ratschläge wie „Sie brauchen eine gute Story“ oder „bauen Sie einen Presseverteiler auf“, aber diese bleiben oft abstrakt und führen nicht zu messbaren Ergebnissen.
Doch was, wenn der Denkfehler schon am Anfang liegt? Was, wenn es gar nicht darum geht, Journalisten mit Ihren Botschaften zu „überzeugen“? Die Wahrheit, die ich in 15 Jahren Erfahrung in der deutschen Medienlandschaft gelernt habe, ist eine andere. Der Schlüssel liegt darin, die Perspektive zu wechseln. Erfolgreiche PR ohne Agentur bedeutet, sich nicht als Werbetreibender, sondern als wertvoller Informations-Zulieferer für eine ganz bestimmte Redaktion zu positionieren. Es geht darum, ein systematisches Rad aus Relevanz, Kontaktpflege und strategischer Content-Vervielfältigung in Gang zu setzen.
Dieser Leitfaden ist keine Sammlung loser Tipps, sondern ein praxiserprobter Fahrplan. Er zeigt Ihnen, wie Sie diesen systematischen Prozess aufsetzen, die typischen Fehler vermeiden und aus jeder einzelnen Veröffentlichung maximalen Nutzen für Ihr Unternehmen ziehen. Sie werden lernen, wie Sie denken wie ein Redakteur, um genau die Inhalte zu liefern, die wirklich gedruckt werden.
Um Ihnen eine klare Struktur für diesen Weg zu bieten, haben wir die wichtigsten strategischen Schritte in diesem Artikel für Sie aufbereitet. Die folgende Übersicht führt Sie durch die zentralen Bausteine erfolgreicher DIY-Pressearbeit.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zur selbstständigen Medienpräsenz
- Warum KMUs ohne Agentur oft erfolgreicher Presse erhalten?
- Wie schreibe ich eine Pressemitteilung, die deutsche Redaktionen veröffentlichen?
- Lokale Presse oder Fachmedien: Wo zuerst für maximale Wirkung?
- Der Fehler, Journalisten mit Werbebotschaften zu überhäufen?
- Wie Sie aus einer Veröffentlichung 10 weitere Erwähnungen generieren?
- Wie Sie einen Content-Plan entwickeln, der 30% mehr Anfragen generiert?
- Handelsblatt oder FAZ: Welche Zeitung für den deutschen Mittelstand?
- Wie erstelle ich Inhalte, die nicht nur gelesen, sondern Kunden gewinnen?
Warum KMUs ohne Agentur oft erfolgreicher Presse erhalten?
Die Vorstellung, dass nur große Agenturen die Türen zu Redaktionen öffnen können, ist ein hartnäckiger Mythos. In Wahrheit besitzen Sie als Geschäftsführer eines KMU einen entscheidenden Vorteil, den keine Agentur replizieren kann: Authentizität. Ein Journalist spricht lieber direkt mit dem Visionär hinter dem Produkt als mit einem PR-Manager, der eine einstudierte Geschichte erzählt. Ihre Leidenschaft, Ihr tiefes Fachwissen und Ihre persönliche Geschichte sind Währungen, die in der Medienwelt extrem hoch im Kurs stehen.
Eine Analyse von news aktuell bestätigt diesen Effekt: Berichte über KMU, die aus einer direkten, persönlichen Kommunikation entstehen, werden als deutlich glaubwürdiger wahrgenommen. Eine gute Beziehung zu den Medien, aufgebaut durch den Inhaber selbst, ist oft wertvoller als eine teure Anzeige. Es geht um den direkten Draht, die persönliche Note, die Vertrauen schafft. Eine Agentur agiert immer als Filter, Sie hingegen sind die Quelle.
Dieser direkte Kontakt ermöglicht es Ihnen, nicht nur eine Geschichte zu erzählen, sondern eine Beziehung aufzubauen. Wenn ein Journalist weiß, dass er bei Ihnen anrufen kann, um eine fundierte Expertenmeinung zu einem Branchenthema zu erhalten, werden Sie vom Bittsteller zum Partner. Sie werden zur Ressource. Dieser „Glaubwürdigkeits-Transfer“ von einem respektierten Medium auf Ihr Unternehmen ist der eigentliche Kern erfolgreicher Pressearbeit und funktioniert am besten, wenn er auf einer echten, menschlichen Verbindung beruht.
Wie schreibe ich eine Pressemitteilung, die deutsche Redaktionen veröffentlichen?
Eine Pressemitteilung ist kein Werbeprospekt. Der häufigste Fehler von Unternehmen ist, sie mit Superlativen und Marketing-Floskeln zu füllen. Deutsche Redaktionen haben dafür einen extrem feinen Sensor und sortieren solche Mails binnen Sekunden aus. Um veröffentlicht zu werden, muss Ihre Mitteilung eine einzige Aufgabe erfüllen: dem Journalisten schnell und sachlich eine nachrichtenwürdige Information zu liefern. Denken Sie daran: Sie sind ein Informations-Zulieferer, kein Verkäufer.
Der Aufbau folgt dabei einer klaren, fast schon formelhaften Logik, die darauf optimiert ist, einem vielbeschäftigten Redakteur die Arbeit so einfach wie möglich zu machen. Eine prägnante Überschrift, ein Lead-Absatz, der die W-Fragen (Wer? Was? Wann? Wo? Warum?) beantwortet, und ein sachlich-informativer Sprachstil sind nicht verhandelbar. Nur eine Mitteilung mit echtem Mehrwert und einer klaren Struktur hat überhaupt eine Chance.
Die folgende Abbildung visualisiert die ideale Struktur einer Pressemitteilung, die für deutsche Redaktionen optimiert ist. Sie zeigt, wie die Elemente ineinandergreifen, um maximale Klarheit und Effizienz zu gewährleisten.

Diese visuelle Gliederung hilft Ihnen, Ihre Informationen so aufzubereiten, dass ein Redakteur sofort den Nachrichtenwert erkennen und die Inhalte mit minimalem Aufwand weiterverarbeiten kann. Die Einhaltung dieser Struktur signalisiert Professionalität und Respekt vor der Zeit des Journalisten.
Ihr Fahrplan zur pressewürdigen Mitteilung
- Relevanz prüfen: Ist Ihre Neuigkeit (z.B. neues Produkt, Personalie, Studie) für eine Zielgruppe außerhalb Ihres Unternehmens wirklich relevant?
- Überschrift formulieren: Erstellen Sie einen Titel (max. 70 Zeichen), der die Kernbotschaft enthält und neugierig macht, ohne reißerisch zu sein.
- Lead-Absatz schreiben: Beantworten Sie die 5 W-Fragen (Wer, Was, Wann, Wo, Wie/Warum) in den ersten 2-3 Sätzen. Ein Redakteur muss hier alles Wesentliche erfassen.
- Hauptteil ausarbeiten: Liefern Sie Details, Hintergründe und Fakten. Integrieren Sie ein aussagekräftiges Zitat von Ihnen als Geschäftsführer.
- Boilerplate & Kontakt anfügen: Beenden Sie die Mitteilung mit einem kurzen Standard-Absatz über Ihr Unternehmen (Boilerplate) und klaren, direkten Kontaktdaten für Rückfragen.
Lokale Presse oder Fachmedien: Wo zuerst für maximale Wirkung?
Die Frage ist nicht „entweder/oder“, sondern „in welcher Reihenfolge“. Für KMU hat sich eine zweistufige Strategie bewährt. Beginnen Sie mit der Lokalpresse. Der Grund: Die Hürden sind niedriger. Lokale Medien suchen ständig nach Geschichten aus der Region – eine Neueröffnung, ein Firmenjubiläum, eine besondere Mitarbeiterinitiative. Eine Veröffentlichung in der Lokalzeitung schafft einen schnellen Erfolg, den Sie sofort als „Social Proof“ („Bekannt aus der…“) auf Ihrer Website und in Ihren Marketingmaterialien nutzen können.
Der eigentliche Aufbau Ihres Expertenstatus findet jedoch in den Fachmedien statt. Deutschland verfügt über einen riesigen und einflussreichen Markt von rund 5.600 Fachzeitschriftentiteln, die von Entscheidern Ihrer Branche gelesen werden. Hier geht es nicht um allgemeine Neuigkeiten, sondern um Ihre spezifische Expertise. Ein Fachartikel, in dem Sie eine fundierte Meinung zu einem Branchentrend abgeben, positioniert Sie als Vordenker. Die Glaubwürdigkeit ist hier ungleich höher, da Sie direkt eine hochrelevante Zielgruppe ohne Streuverluste erreichen.
Die folgende Tabelle fasst die strategischen Unterschiede zusammen und hilft Ihnen bei der Entscheidung, welches Medium für welches Ziel das richtige ist.
| Kriterium | Lokalpresse | Fachmedien |
|---|---|---|
| Zielgruppe | Regional, breites Publikum | Branchenspezifisch, Experten |
| Glaubwürdigkeit | Lokal verankert | Direktere Verbindung zur Zielgruppe |
| Aufwand | Persönlicher Kontakt möglich | Fachliche Expertise erforderlich |
| Strategie | Einstieg für Social Proof | Expertenstatus aufbauen |
Fallbeispiel: Die „Schneeball-Strategie“
Ein Tech-Startup aus Bielefeld informiert zunächst die „Neue Westfälische“ über seine Gründung und eine lokale Kooperation. Der Artikel wird veröffentlicht. Mit diesem ersten „Clip“ wenden sie sich an Gründermedien wie ‚deutsche-startups.de‘ und berichten über ihre Wachstumspläne. Parallel dazu reichen sie beim relevantesten IT-Fachmagazin einen Gastbeitrag über eine technische Herausforderung ein, die sie gelöst haben. So bauen sie gleichzeitig lokale Bekanntheit, Sichtbarkeit in der Gründerszene und Expertenstatus in ihrer Branche auf – ein systematischer Prozess, kein Zufall.
Der Fehler, Journalisten mit Werbebotschaften zu überhäufen?
Ja, es ist der größte Fehler überhaupt. Ein Journalist ist kein Anzeigenverkäufer. Seine Aufgabe ist es, seine Leser objektiv und relevant zu informieren. Jede E-Mail, die nach platter Werbung riecht („revolutionäres Produkt“, „bahnbrechende Innovation“), wird sofort als Spam markiert. Sie verbrennen damit nicht nur die Chance auf eine Veröffentlichung, sondern auch den Kontakt zum Journalisten – und zwar für immer.
Der „Relevanzfilter“ eines Redakteurs ist extrem streng: Er fragt sich bei jeder Information nur: „Ist das für meine Leser wichtig, neu, überraschend oder nützlich?“ Ihre interne Begeisterung für Ihr Produkt ist dabei völlig irrelevant. Sie müssen den Nutzen für den Endleser des Mediums in den Vordergrund stellen, nicht den Nutzen für Ihr Unternehmen. Statt „Wir bringen das beste XYZ auf den Markt“ funktioniert „Studie zeigt: Deutsche Unternehmen verlieren jährlich X Millionen Euro durch Problem Y – eine neue Technologie aus Z bietet erstmals eine Lösung.“ Das ist eine Nachricht, keine Werbung.
Um nicht in diese Falle zu tappen, sollten Sie sich eine strikte No-Go-Liste an die Wand hängen. Diese Punkte sind absolute Tabus in der Kommunikation mit deutschen Redaktionen:
- Werbung und Wertungen: Verzichten Sie auf jegliche Adjektive, die werten. Pressetexte enthalten nur nachprüfbare Tatsachen.
- Selbstlob und Superlative: Formulierungen wie „Marktführer“, „einzigartig“ oder „unschlagbar“ sind Gift. Das wirkt überheblich und unglaubwürdig.
- Flotte Claims und Slogans: Ihre Werbeslogans haben in einer Pressemitteilung nichts zu suchen. Schreiben Sie in einer klaren, neutralen und sachlichen Sprache.
- Leere Phrasen: Wörter wie „revolutionär“ oder „bahnbrechend“ sind abgenutzt und bedeutungslos, es sei denn, Sie haben tatsächlich das Rad neu erfunden.
Wie Sie aus einer Veröffentlichung 10 weitere Erwähnungen generieren?
Die meisten KMU machen nach einer Veröffentlichung einen entscheidenden Fehler: Sie haken es ab und feiern den Erfolg. In Wahrheit ist die Veröffentlichung nicht das Ziel, sondern der Startschuss. Der eigentliche Wert liegt in der strategischen Vervielfältigung dieses Erfolgs. Dieses Prinzip nennt sich „Content-Atomisierung“: Sie nehmen den Kerninhalt (den Artikel) und zerlegen ihn in viele kleine „Atome“, die Sie über verschiedene Kanäle streuen.
Eine einzige positive Erwähnung in einem Fachmedium ist ein wertvolles Asset. Sie können es als Hebel nutzen, um Ihre Glaubwürdigkeit an unzähligen Stellen zu untermauern. Durch die Nutzung kostenloser PR-Angebote und Online-Presseportale können Sie zudem die Reichweite ohne zusätzliche Kosten vervielfachen und wertvolle SEO-Effekte erzielen. Jeder geteilte Inhalt ist ein neuer Köder, der potenzielle Kunden auf Sie aufmerksam macht und den „Glaubwürdigkeits-Transfer“ des ursprünglichen Artikels weitergibt.
Stellen Sie sich vor, wie ein einziger Stein, der ins Wasser geworfen wird, konzentrische Kreise zieht. Ihre Veröffentlichung ist der Stein, und jeder Social-Media-Post, jeder Newsletter-Hinweis und jedes „Bekannt aus“-Logo sind die Kreise, die Ihre Reichweite systematisch erweitern.

Um diesen Multiplikator-Effekt systematisch zu nutzen, folgen Sie einem klaren Plan. Jeder Punkt auf dieser Liste ist eine eigenständige Maßnahme, die auf dem ursprünglichen Artikel aufbaut:
- „Bekannt aus“-Logo: Integrieren Sie das Logo des Mediums sofort auf Ihrer Startseite und in Ihrer E-Mail-Signatur.
- Newsletter-Versand: Senden Sie eine E-Mail an Ihre Kontakte mit dem Betreff „Wir waren in der Presse“ und einem Link zum Artikel.
- LinkedIn-Beitrag: Posten Sie den Artikel mit einem persönlichen Kommentar, in dem Sie den wichtigsten Learnings aus dem Artikel hervorheben.
- XING-Artikel: Verfassen Sie auf XING, dem deutschen Business-Netzwerk, einen ausführlicheren Artikel, der die Thematik des Beitrags vertieft.
- Zitat-Grafiken: Erstellen Sie 3-5 Grafiken mit den stärksten Zitaten aus dem Artikel für Instagram, Facebook und LinkedIn.
- Blog-Beitrag: Schreiben Sie einen „Making-of“-Artikel auf Ihrem eigenen Blog, der Hintergrundinformationen zur Story liefert.
- Online-Presseportale: Nutzen Sie die ursprüngliche Pressemitteilung, um sie auf relevanten Online-Portalen zu platzieren und so die SEO-Sichtbarkeit zu erhöhen.
- Angebot an Partner: Bieten Sie den Artikel nicht-konkurrierenden Partnern als Gastinhalt für deren Newsletter an.
- Case Study erstellen: Wandeln Sie das Thema des Artikels in eine detaillierte Fallstudie für Ihre Website um.
- Vertriebsmaterial aktualisieren: Fügen Sie einen Screenshot oder einen Link zum Artikel in Ihre Präsentationen und Angebote ein.
Wie Sie einen Content-Plan entwickeln, der 30% mehr Anfragen generiert?
Ein erfolgreicher Content-Plan entsteht nicht durch Raten, sondern durch eine systematische Analyse. Er ist die Brücke zwischen Ihrer Expertise und den Interessen der Medien, die Sie erreichen wollen. Der Schlüssel liegt darin, aufzuhören, von innen nach außen zu denken („Was will ich erzählen?“) und stattdessen von außen nach innen zu arbeiten („Was wollen die Leser von Medium X hören?“). Jedes Medium hat andere Kriterien für das, was berichtenswert ist. Ihr Plan muss diese Kriterien abbilden.
Beginnen Sie damit, 3-5 Zielmedien zu identifizieren (siehe Abschnitt zu Lokalpresse vs. Fachmedien). Analysieren Sie für jedes Medium die letzten 10 Ausgaben oder die letzten 20 Online-Artikel. Welche Themen wiederholen sich? Welchen Stil haben die Artikel? Werden externe Experten zitiert? Aus dieser Analyse leiten Sie Ihre „Themen-Cluster“ ab. Statt über Ihr Produkt zu schreiben, bieten Sie Inhalte an, die perfekt in die bestehenden Rubriken dieser Medien passen. Sie werden zum Zulieferer für genau die Art von Content, die der Redakteur ohnehin sucht.
Dieser strategische Ansatz ist Teil einer umfassenderen Digitalisierungsstrategie, die sich direkt auf das Geschäftsergebnis auswirkt. Eine aktuelle Digitalisierungsstudie für 2024 zeigt, dass solche systematischen Prozesse zu erheblichen Effizienzsteigerungen und Umsatzwachstum führen können. Ein durchdachter Content-Plan ist keine isolierte Marketing-Maßnahme, sondern ein Motor für Ihr Geschäftswachstum.
Ihr Plan sollte konkret sein und die nächsten 3-6 Monate abdecken. Er sollte nicht nur Themen enthalten, sondern auch das Zielmedium, das Format (z.B. Gastbeitrag, Interview, Pressemitteilung) und den angestrebten Veröffentlichungszeitpunkt. So wird Ihre PR-Arbeit von einer reaktiven zu einer proaktiven, steuerbaren Disziplin.
Handelsblatt oder FAZ: Welche Zeitung für den deutschen Mittelstand?
Diese Frage stellen sich viele ambitionierte Geschäftsführer. Die Antwort ist für 99 % der deutschen KMU jedoch: keine von beiden. Der Versuch, direkt in den großen nationalen Wirtschaftsmedien zu landen, ist oft ein frustrierendes und ressourcenintensives Unterfangen. Diese Medien sind auf Konzerne, börsennotierte Unternehmen und makroökonomische Themen fokussiert. Eine einzelne Produktneuheit eines Mittelständlers hat hier selten Nachrichtenwert.
Die viel wichtigere und strategisch klügere Frage lautet: „Welches ist das ‚Handelsblatt‘ meiner Branche?“ Für einen Maschinenbauer kann das die „MM MaschinenMarkt“ sein, für einen Softwareanbieter die „Computerwoche“ und für einen Logistiker die „DVZ“. Eine Veröffentlichung dort hat oft einen weitaus größeren Einfluss auf Ihr Geschäft, da Sie exakt die Entscheider erreichen, die Ihre Kunden von morgen sind. Es geht nicht um die größtmögliche Reichweite, sondern um die relevanteste Reichweite.
Während die großen Tageszeitungen eine breite Palette an Themen abdecken, sind Fach- und Regionalmedien für KMU oft die effektivere Wahl, wie die folgende Gegenüberstellung zeigt.
| Medium | Zielgruppe | Thematischer Fokus | Eignung für KMU |
|---|---|---|---|
| Handelsblatt | C-Level, Finanzexperten | Tagesaktuelle Wirtschaftsnachrichten | Finanzinnovation, M&A |
| FAZ | Gehobenes Management | Breite Themenpalette | Unternehmenskultur, Tradition |
| WirtschaftsWoche | Manager, Führungskräfte | Management-Themen | Fach- und Regionalmedien sind oft relevanter für KMU. Eine ausgewogene PR-Strategie berücksichtigt führende und spezialisierte Medien |
Konzentrieren Sie Ihre knappen Ressourcen also dort, wo Sie den größten Hebel haben. Bauen Sie Ihren Expertenstatus in den führenden Medien Ihrer Nische auf. Wenn Sie dort als relevante Stimme etabliert sind, werden die großen Wirtschaftsmedien von ganz allein auf Sie aufmerksam, wenn sie einen Experten für genau Ihr Thema suchen.
Das Wichtigste in Kürze
- Authentizität schlägt Budget: Ihre persönliche Expertise als Geschäftsführer ist Ihr größtes Kapital in der PR. Nutzen Sie es.
- Relevanz vor Werbung: Denken Sie wie ein Journalist. Liefern Sie Nachrichtenwert für dessen Leser, keine Werbebotschaften.
- Multiplikation statt Einzelaktion: Eine Veröffentlichung ist nicht das Ende, sondern der Anfang. Machen Sie aus einem Artikel zehn Marketing-Assets.
Wie erstelle ich Inhalte, die nicht nur gelesen, sondern Kunden gewinnen?
Inhalte, die Kunden gewinnen, erfüllen eine zentrale Funktion: Sie bauen Vertrauen auf, bevor der erste Vertriebskontakt überhaupt stattfindet. Laut Statistischem Bundesamt sind 99,3 % aller Unternehmen in Deutschland KMU, und in diesem riesigen Wettbewerbsumfeld ist Vertrauen die härteste Währung. Dieses Vertrauen entsteht nicht durch Selbstlob auf der eigenen Website, sondern durch den „Glaubwürdigkeits-Transfer“ von unabhängigen, dritten Quellen – den Medien.
Ein Inhalt, der durch Pressearbeit entstanden ist (z.B. ein Fachartikel), ist daher per Definition ein Inhalt, der Kunden gewinnt. Er beweist, dass Ihre Expertise von einer neutralen Instanz validiert wurde. Der nächste Schritt ist, diesen extern validierten Inhalt in einen Lead-Magneten auf Ihrer eigenen Plattform zu verwandeln. Der Weg führt also von der externen Veröffentlichung zur internen Konversion.
Dazu müssen Sie den Inhalt anreichern und für den potenziellen Kunden direkt nutzbar machen. Integrieren Sie Storytelling, um die Fakten emotional aufzuladen. Nutzen Sie visuelle Elemente wie Fotos und Videos, die heute ein unerlässlicher Bestandteil moderner PR-Konzepte sind. Bieten Sie am Ende des Beitrags einen klaren Call-to-Action an, der den Leser zum nächsten Schritt führt. Dies kann eine herunterladbare Checkliste, eine Einladung zu einem Webinar oder das Angebot einer kostenlosen Erstberatung sein.
Die ultimative Formel lautet: Externe Validierung (Presseartikel) + Interne Anreicherung (Case Study, Checkliste) + Klarer Call-to-Action = Inhalt, der Kunden gewinnt. So schließt sich der Kreis von der Pressearbeit zur handfesten Lead-Generierung.
Beginnen Sie noch heute damit, sich nicht als Bittsteller, sondern als wertvoller Partner der Medien zu sehen. Analysieren Sie Ihr erstes Zielmedium und entwickeln Sie eine Idee, die dessen Lesern einen echten Mehrwert bietet. Das ist der erste, entscheidende Schritt auf Ihrem Weg zur unabhängigen und erfolgreichen Medienpräsenz.